An der FH St. Pölten gibt es als Teil des didaktischen Weiterbildungsangebots ein „Hochschuldidaktisches Zertifikat“, das ein Jahr lang läuft und mit 7 ECTS bewertet ist. Zielgruppe sind vor allem auch neue Lehrende an der Fachhochschule, wobei erfahrungsgemäß auch schon bereits länger tätige haupt- und nebenberufliche Lehrende dieses Angebot nutzen.
Als Teil des Zentrums für Hochschuldidaktik SKILL gestalte auch ich immer wieder Teile des HDZ mit und bringe dort u. a. Inputs ein zu Inverted Classroom Modell, E-Learning-Tools, kompetenzorientiertes Lernen und Prüfen sowie zu didaktischen Design ein. Einen Teil des Abschlusstermins habe ich mit meinem Kollegen Sepp Weißenböck gemeinsam vorbereitet, wobei wir da seine jahrelange Vorerfahrung mit dem HDZ und ein von ihm entwickeltes, sehr weit gediehenes didaktisches Design nutzen konnten. Schon länger werden dort improvisierte Kurzszenen als Präsentationsmethoden eingesetzt, um die lessons learnend sowie Erfahrungen aus dem intensiven gemeinsamen Jahr zu reflektieren.
Umgesetzt wurde hier zunächst eine Einzelreflexion und eine Kleinguppenreflexion zu diesen Überschriften, verbunden mit der Vorgabe, diese in eine improvisierte Kurzszene zu verpacken (Vorbereitungszeit: ca. 30 Min.). Ich habe dann dort das Setting verändert, als ich die Gruppe in einen Kreis einlud. Umgesetzt wurde dann – nach Hinweisen zu einigen Grundregeln / Ermunterungen der Angewandten Improvisation – ein Transformationskreis mit Vergrößerungen. Vorgabe war auch hier, Bewegungen einzusetzen, die Gelerntes und Erlebtes aufgreifen. Die Gruppe ließ sich darauf sofort ein; das schon vorhandene nahe, intensive Miteinander wurde noch einmal verstärkt.
Darauf teilte ich die Anwesenden in drei Gruppen und lud dazu ein, ohne Planung vier spontane Körperbilder miteinander zu kreieren (als Hintergund siehe diese Infos zum Statuentheater): 1) „Ich erfahre vom HDZ“ 2) „Mein erster Tag im HDZ“ 3) „Meine Krise im HDZ“ 4) Heute. Spannend zu beobachten war das intensive und spontane aufeinander Reagieren und Einlassen, das sekundenschnelle Aufgreifen von Körperbewegungen und –bildern. Es entstanden sehr unterschiedliche Bilder, die sehr gut einige Aspekte der Bandbreite zu den vier Bildern wahrnehmbar machte.
Danach folgten die drei improvisierte Kurzszenen (als Hintergrund siehe hier), für die im Raum eine freie Fläche als Bühne definiert wurde. Die Teilnehmenden setzten dabei – ohne dass diese Optionen vorher in irgendeiner Weise ein Thema gewesen wären – Grundprinzipien der Verfremdung ein. So wurde in einer Szene Gromolo gesprochen sowie das auf Stühle und Tische Steigen in den Dialog einbezogen. In einer weiteren Szene wurde ein „Vorher“ und „Nachher“ gezeigt. In einer dritten Szene, verkörperten die Spielende drei Aspekte des didaktischen Designs und tanzten dann am Ende einen Tanz miteinander, der mit einem gemeinsamen Text in singspeek verbunden war.
Im Debriefing wurde von den Teilnehmenden u. a. erwähnt, in welch kurzer Zeit eine sehr bunte Vielfalt an Präsentationen entstanden, die gleichzeitig einen langen und komplexen Prozess wie den des HDZ auf den Punkt brachten. Ebenso erwähnt wurde das gegenseitige achtsame und wertschätzende Wahrnehmen, das spontane aufeinander Reagieren, die Kraft der Körpersprache.
Im späteren Verlauf des Abschlusses kam zur Frage, wie eine weitere Vernetzung der Teilnehmenden umsetzbar sein könnte, die „Ja, genau!“ Methoden auf einem Plakat zum Einsatz – die Teilnehmenden nahmen dann die „Ja, genau!“ Formulierung in den persönlichen Gesprächen vor der Zertifikatsverleihung in dem Mund. Auch die Ergebnisse am Plakat weisen auf ein intensives, lustvolles Miteinander hin und wie es eine Teilnehmende formulierte, „ein Ergebnis dieser sehr von gegenseitiger Wertschätzung und Unterstützung von Ideen geprägten Methode.“
Für den weiteren Einsatz von ImproImpulsen im HDZ sind folgende Aspekte wichtig:
- Die Teilnehmenden hatten an den gewählten Methoden großes Interesse, sie können also schon früher zum Einsatz kommen bzw. noch stärker zum Gestaltungsprinzip werden
- Auch wenn eine gewisse Gefahr besteht, dass improvisierte Kurzszenen durch eine Videoaufzeichnung an Spontanität und kraftvollen, unbeschwerten Tun verliert, wäre dies angesichts des großen Vertrauensverhältnis in dieser Gruppe möglich gewesen und hätte noch intensiver zu einer Dokumentation von Wahrnehmungen zu lessons learned und gemachten Erfahrungen beigetragen
- Gerade für ein Format wie das HDZ sind das zur Verfügung Stellen von Literatur, das Debriefing sowie gemeinsame Überlegungen zum Einsatz und Weiterentwicklung der ImproImpulse wichtige Elemente