Am 9. 9. 2016 habe ich erstmals im Masterlehrgang Wissensmanagement der FH Burgenland (#mawm2018) unterrichtet. Bei einem nachkongresslichen nächtlichen und regnerischen Heimweg hatten Barbara Geyer-Hayden und ich dafür Grundsteine gelegt. Ich setzte bei der Planung Prinzipien des Inverted Classroom (siehe diese 2 Seiten Überblick) um, nach dem Motto: „Nicht nur Wein predigen, bitte auch trinken.“ Und es ist eine Lehrveranstaltung, bei der Angewandte Improvisation und so mein Weg zur Dissertation eine wichtige Rolle spielen.

Als Planungstool für die verschiedenen Phasen – Selbststudium, Fernlehre und Präsenzeinheiten – verwendete ich Excel.

Positiv:

 

Was fehlt:

Ich habe den Lernenden verschiedenste Vorbereitungsmaterialien – darunter Links zu Videos – zur Verfügung gestellt. Dazu habe ich eine Beschreibung ergänzt über die kompetenzorientierten Ziele der Lehrveranstaltung sowie mein o. a. Excel-Sheet – zudem ein vier Minuten Video, in dem ich den Ablauf nochmals erklärte.

Hier nun ein Einblick in den ersten Präsenztermin:

Nach einem Überblick zum Verlauf des Tages, dem Einführung des Prinzips der „Ruhe-Hand“ und dem Erwähnen / Erklären der Begriffe „Serendipität“ (‚zufälliges‘ Entdecken von unerwarteten Wissen) und „Interdependenz“ (im positiven Sinn ein aufeinander verwiesen sein) haben wir den Raum gewechselt – er war zwar groß genug und mit Sesselkreis ausgestattet und gleichzeitig auch sehr, sehr warm. Bei der FH Burgenland gibt es einen großzügig angelegt offenen Bereich mit Sitzgelegenheiten aus Stein. Dort starteten wir dann mit soziometrischen Übungen.

So stellten sich – jeweils mit Nennung des Vornamens – die 37 Anwesenden zunächst  an ihrem Geburtsort, dann an den Ort der Grundschule (inzwischen achte ich darauf, dass hier nicht nur die Stadt, sondern der exakte Stadtteil genannt wird, um noch deutlicher sichtbar machen, dass wir alle schon in unterschiedlichen Intensitäten Migrationserfahrungen haben) und dann an den Ort der weitergehendsden Ausbildung (inkl. benennen deren Art). Obwohl die Teilnehmenden teils relativ weit auseinanderstanden, waren alle Angaben meist sehr gut hörbar, auch durch eine Atmosphäre des interessierten „aufeinander Hörens“. Für diese Vorgangsweise ist die Zahl der Teilnehmenden grenzwertig hoch – im Sinn von: Es dauert relativ lange, bis alle ‚dran‘ waren. Zu überlegen ist, bei noch mehr Teilnehmenden die mehrfache Nennung des Namens wegzulassen und einen Austausch über den Ort in ‚Regionen‘ zu etablieren, also unter Personen die aufgrund ähnlicher Geburtsorte nahe beieinander stehen.

Darauf aufbauend aus dem Feld der soziometrischen Übungen: Zwei „schnelle“ Linien: Die erste mit Vornamen von A bis Z und dann der Einladung, möglichst laut jeweils den eigenen Namen und den Namen der daneben stehenden Person zu nehmen – eine Verkürzung des Prinzips, „Ich bin X, links neben mir steht Y und rechts Z“. Also eine nochmalige Nennung aller Vornamen.

Die zweite Linie – mit der Auflage dies ohne Nachfragen und nur nach Einschätzung anderer Personen umzusetzen – nach der Dauer der wöchentlich verbrachten Zeit im Internet in Stunden. Dann eigener Name mit Stundenangabe, Name Person daneben mit Angabe der vermuteten Online-Stunden. Sichtlich eine ungewohnte Fragestellung bzw. eine wo manche „kommt darauf an“ antworten würden. Manche nur halb ernst gemeinte Schätzungen – „18,5 Stunden“ – wurden mehrfach vom/von dem/der PartnerIn genauso bestätigt. Gleichzeitig entstand so die Grundlage für eine kurze anschließende Diskussion über die Wichtigkeit der Art der Fragestellung im Wissensmanagement und wie unterschiedlich diese dann interpretiert werden kann. Weiters der Hinweis, dass eben Mediennutzung ein Teil der persönlichen Lernumgebung ist und es hilfreich ist, diese bewusst wahrzunehmen und gegebenenfalls zu verändern.

Dann noch Cluster zu dem Thema der beliebtesten Art und Weise, sich Wissen anzueignen. Außer zwei Personen ordneten sich alle entweder einer Gruppe „Internet“ und einer Gruppe „andere Personen fragen“ zu. Diese beiden Gruppen lud ich dann ein in 4er-Gruppen Erfahrungen der Wissensaneignung mit diesen Herangehensweisen zu teilen. Ich diskutierte mit zwei Teilnehmenden den Zugang „Bücher“ sowie die Frage, ob nicht das erste Thema die Hinterfragung der Frage ist.

Wesentliche Ziele dieser Lehrveranstaltung sind auch Ideen und Ausgangsmaterialien für die Gestaltung eines eigenen Blogs / E-Portfolios zu sammeln sowie für ein noch anzulegendes eigenes Lernlogbuch (siehe diesen Hintergrund). Ein zweiter Grund, um nun biographische Methoden einzusetzen (Hier: Leben in sieben-Jahres-Schritten, Lernerfahrungen, Ressourcen dahinter sowie Etwas, das mit gelungen ist in den letzten sieben Minuten und eine Ressource dahinter. Austausch zu dritt mit Achtsamkeit: Was gab / gibt es bei mir auch? – siehe diese ausführlicheren Einblicke in biographisches Arbeiten).

Nächster Schritt war dann der Einsatz von bewussten Gehen mit folgenden Varianten:

Auf den bisherigen Schritten aufbauend dann die Methode Ressourcenkleiderschrank – nach einer Pause Rückkehr in den ursprünglichen Raum mit der Phase: gegenseitige Wahrnehmung der Ergebnisse inkl. Finden von min. 5 Ressourcen aus anderen Kleiderschränken, die „ich auch habe“.

Thematisch behandelt wurde dann mit dem Instrument der „Kommunikationslandkarte“ die Frage: Menschen, Orte, Institutionen es in meinen beruflichen / privaten Leben gibt, wie nahe mir diese erscheinen und wie intensiv der Austausch von Informationen / Wissen / Erfahrungen aktuell ist.

Als weiterer Schritt ein gemeinsames Definieren, was alles zu einer Persönliche Lernumgebung (PLE; siehe diesen Hintergrund) gehören kann. Eingesetzt wurde hier ein Etherpad (http://titanpad.com), um das kollaborative Arbeiten im Raum zu unterstützen. Zudem padlet, um Ausgangspunkte für eine PLE der Gruppe zu etablieren.

Eine mögliche Sichtweise ist, dass erst an dieser Stelle nun zum zweiten Mal nach dem bewussten Gehen Methoden der Angewandten Improvisation zum Einsatz kamen. Diese sollen im Laufe der Lehrveranstaltung ebenso als Werkzeuge für das Wissensmanagement erfahr- und nutzbar werden sowie den gemeinsamen Lernprozess unterstützen und voranbringen.

Eine weitere Sichtweise ist, dass für den Einsatz von Improvisationsmethoden (siehe diese Hinweise) ein Aufwärmen hilfreich sein kann, zu dem u. a. auch das gegenseitige Kennenlernen gehören kann. Dies trägt zu einer Atmosphäre bei, die von Kooperation auch aufbauend auf einem basalen gegenseitigen Vertrauen geprägt ist. Insofern kann der Aufbau des Tages auch als Verknüpfung verschiedener Ansätze gesehen werden, bei denen sich dann die Improvisationsmethoden sehr gut und logisch einfügten.

Ein Ziel war dabei, Improvisationsmethoden zu erleben als Ansatz des gemeinsamen Forschens und des gemeinsamen Arbeiten an / Schaffen von Wissen. So arbeiteten wir zuerst in Triaden mit einem Assoziations-Ping-Pong  – hier war dann die Einladung, gemeinsam zu reflektieren, welche ‚rote Themenfäden im gemeinsamen Arbeiten aufgetaucht sind. Es ist hier bereits 19 Uhr, im Raum ist es trotz einer leichten Abendfrische sehr warm und stickig, es war schon ein langes und intensives Arbeiten. Und sehr schnell entsteht in den Triaden wieder Energie, durch die Körperhaltung und intensiven Augenkontakt merkbare Zuwendung und aufeinander Hinhören, lachen.

Dann in 6er-Gruppen: Einen dieser Themenfäden als Vorgabe für eine gemeinsame Wort-für-Wort-Geschichte ohne Vorgabe. Als Reflexionsfragen dazu: Wer war der/die HeldIn der Geschichte? Was hat/er sie gelernt? Was war die entscheidende Wendung der Geschichte? Drei Erkenntnisse, die die Kleingruppe aus der Geschichte gewonnen hat.

Auch hier ein sehr intensives Tun. Dann die Vorgabe: Eine von mir gewählte Person aus der Kleingruppe stellt eine Frage, „die ich schon immer zu Wissensmanagement hatte“ und beginnt eine Wort-für-Wortgeschichte, die Antworten finden soll. Merkbare Intensivierung des gegenseitigen Zuhörens, auch in der Körperhaltung. In einer Gruppe taucht das Thema auf, ob sich durch einen solchen Ansatz tatsächlich Antworten finden lassen. Ich lade dazu ein, nochmals achtsam, intensiv und wertschätzend auf die entstandenen Impulse und Ansätze zu sehen bzw. weise darauf hin, dass unabhängig von einer Methode sich nie alle Antworten finden lassen und gleichzeitig wertvolle, inspirierende Fragmente, die sich zu Bildern verdichten können.

Mit derselben Vorgabe dann arbeiten im ABC-Modus.

Abschließend eine Transformationsstatue um nochmals den Blick auf eigene Ziele im Lehrgang zu lenken. Nahezu alle beteiligen sich nochmals mit einer merkbaren Energie und neugierigen Experimentieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert