Am 7. 2. 15 fand an der PH Heidelberg ein Treffen der „Play Ground HD“ von Forschenden / DisserdantInnen statt, die von Prof. Christian Spannagel betreut werden bzw. mit diesem Zusammenarbeiten. Ich habe dort über mein Projekt improflair berichtet. Dazu habe ich ein Assoziationsspiel eingesetzt, das ich unter den Namen „Ich bin, ich bin, ich nehme“ kennengelernt habe (zum Thema der Herkunft / zum Namen der Spiele siehe meine Reflexionen zum Mathe-MOOC 2014):
Gruppengröße: min. 3, max. 12 Personen
Hinweise. Die am Anfang wichtig sein könnten: „Bitte schnell dazu gehen / auswählen“, „Es gibt keine „falsche“ Assoziation – oft „stimmt“ die allererste Idee“.
Eine Person tritt in die Mitte eines Kreises und gibt einen Begriff vor, z. B.: „Ich bin ein Baum“ – dazu wird sie eingeladen auch eine mit dem Begriff assoziierte Körperhaltung einzunehmen. Eine beliebige andere Person aus dem Kreis tritt dazu und bringt eine Assoziation ein, z. B.: „Ich bin die Rinde“. Eine dritte beliebige Person aus dem Kreis tritt dazu und bringt eine weitere Assoziation ein, z. B.: „Ich bin der Borkenkäfer.“ Die erste Person (hier „Baum“) wählt eine/n der beiden anderen (hier „Rinde“ oder „Borkenkäfer“) mit den Worten „ich nehme die / den…“ aus und die beiden gehen an eine beliebige Stelle des Kreises zurück. Die verbleibende Person wiederholt z. B. „Ich bin der Borkenkäfer“ und startet damit eine neue „Runde“ des Spiels. (Mögliche Vorgabe für das Ende des Spiels: Die ganz am Anfang verwendete Assoziation ergibt sich wieder).
Varianten:
In Heidelberg eingesetzt: Die Assoziationen konzentrieren sich auf einen thematischen „Raum“, hier wurde das Thema Computerspiele gewählt. Dieser Raum könnte auch noch stärker fokussiert werden – also um beim Beispiel zu bleiben: „Einsatz der Maus bei Computerspielen, die zu den ‚serious games‘ zählen.“ Einige weitere Varianten:
- Der Fokus wird erzeugt indem Vorgaben gegeben werden wie: Nur Eigenschaftsworte oder nur Emotionen (ev. auch verstärkt durch die gewählte Lautstärke) oder nur Ressourcen die eine Person haben kann…
- Kombination mit der ABC-Vorgangsweise – also erste Assoziation beginnt mit A, zweite mit B, dritte mit C usw. oder auch die momentane Beschränkung auf einen einzigen Anfangsbuchstaben aller folgenden Assoziationen
- Der Fokus des thematischen Raums sind die Inhalte einer vorangegangenen Unterrichtsstunde oder bestimmter Aspekte daraus (z. B. Vokabel einer Fremdsprache), eines Seminarblocks, eines Projektschritts, einer Sitzung, einer Veranstaltung oder von Inhalten die sich etwa aus der Betrachtung eines Vorbereitungsvideos / der vorangegangenen Erledigung einer Vorbereitungsaufgabe ergeben
- Der Fokus eines thematischen Raums liegt auf Klischeebildern und Vorurteilen, bzw. auf Felder wie „typische“ Führungsstile, wichtige Elemente eines MitarbeiterInnengesprächs, Haltungen eines/einer Lehrenden, Ethos von Forschenden usw.
- Ab einem bestimmten Zeitpunkt beschließt die Gruppe, die letzte Assoziation (drei Personen im Kreis) zu nutzen und Schritt für Schritt bis zur allerersten Assoziation zurückzugehen; es wird also gemeinsam im unmittelbaren Handeln überlegt, welche Assoziationen der allerletzten vorangingen.
- Statt Worten eingesetzt werden zum Beispiel Teile mathematischer Formeln, eines Computerprogramms, von Handlungsabläufen bei der Behandlung eines/einer PatientIn, Bestandteilen eines bestimmten Produkts usw.
- Statt Worten eingesetzt werden Laute bzw. wird gänzlich pantomimisch gearbeitet
Ich habe die Methode hier eingesetzt um:
- Einen schnellen ersten Einblick in eine sehr vielfältige Methode der Angewandten Improvisation zu ermöglichen
- Den Einstieg des „miteinander Arbeitens“ in der Gruppe zu unterstützen
- Erlebbar zu machen, wie die Anpassung einer solchen Methode beim Tun inhaltliche Ziele unterstützen kann, sowie das gemeinsame Nachdenken einer Gruppe
Insofern konzentrierte sich das Debriefing auf Aspekte wie:
- Wie hat sich die Methode auf die Stimmung in der Gruppe ausgewirkt?
- Welche Aspekte sind Euch in Bezug auf das Arbeiten an Ideen aufgefallen?
- Wie habt Ihr die Variation der Methode erlebt?
Ergänzend habe ich dabei ebenso auf einige der o. a. Variations- und damit Einsatzmöglichkeiten hingewiesen.
Aufgefallen ist mir bzw. ebenso thematisiert wurde: Durch den sehr kurzen Verlauf des Spieles, kamen manche Mitwirkenden nicht so oft dazu, sich einzubringen.
Noch eine Ergänzung, da ich mich mit der Frage beschäftige, wie Methoden aus der Angewandten Improvisation als Forschungsmethoden eingesetzt werden könnten und insbesonders Prozesse im Design Based Research unterstützen bzw. visualisieren könnten. In Bezug auf dieses Assoziationsspiel könnte es u. a. um folgende Aspekte gehen (dabei kann es wichtig sein, das Geschehen mit Video aufzuzeichnen oder eine Person als DokumentarIn (etwa via Flipchart) hinzuziehen):
- Brainstorming z. B. zum generellen Thema sowie Detailaspekten
- Finden weiterer Methoden (z. B.: „Ich bin das qualitative Interview“, „Ich bin der Leitfaden dazu“, „Ich bin die Auswertungsmethode“ oder auch „Ich bin das Arbeitsblatt“, „Ich bin das Erklärvideo dazu“, „Ich bin die erste Antwort im Multiple-Choice Test dazu“ usw.)
- Finden von Handlungsoptionen für geplante Schritte oder für herausfordernde Situationen („Ich bin die Teamsitzung“, „Ich bin das Protokoll“, „Ich bin das Fehlende im Protokoll“ usw.)
- Wieder aufgreifen sowie zusammenfassen von Themen / Themenaspekten einer vorangegangenen Phase (inkl. einer bis dahin noch nicht in dieser Vielfalt wahrgenommene Zahl an Kombinationsmöglichkeiten dieser)
- Visualisierung z. B. von Emotionen, die bei einer Zielgruppe vermutet wird (Hinweis: Grundsätzlich denkbar ist, dass es etwa auch um die Ängste Anwesender handelt; dabei ist darauf zu achten, dass der assoziative Charakter des Spiels nicht verloren geht; steht dieses Ziel im Vordergrund könnte das Spiel eine erste Phase zum ‚Warmwerden‘ sein. Das Spiel ist auch nur sehr bedingt geeignet, wenn es um die chronologische / strukturierte Darstellung eines Ablaufs oder eines Projekts geht).
Kommentare und Ergänzungideen sind sehr herzlich willkommen!