Kompetenzorientiert

Metthoden und Haltungen der Angewandten Imrpovisation unterstützen in verschiedensten Kontexten eine kompetenzorientierte Vorgangsweise. Also sowohl in allen Lernsettings als auch generell in der Weiterentwicklung als Einzelperson oder als Team.

Teilnehmende können also eigene Fähigkeiten und (explizites & intuitives) Wissen wertschätzend wahrnehmen, Ziele für deren Weiterentwicklung definieren, angehen und reflektieren sowie Handlungsoptionen für den Einsatz in verschiedenen Lebensrealitäten entwickeln bzw. analysieren. Wobei ein zentraler Aspekt ist, dass sie dabei sehr stark eigenständig, selbstorganisiert und selbstbestimmt vorgehen können.

Improvisationsmethoden unterstützen in Lernsettings, „to review, apply, synthesize, or evaluate any content to facilitate learning.” (Berk & Trieber, 2009, S. 54). Gleichzeitig geschieht während der Umsetzung der Methoden ein Lernprozess (vgl. Rajeev & Kalpathi, 2015). „…it promotes deep learning through the active engagement with new ideas, concepts, or problems; linking the activities or tasks to prior learning; applying the content to real-life applications; and evaluating the logic and evidence presented.” (S. 48). Details gibt es auf dieser WebSite zu folgenden Schlüsselkompetenzen:

Improvisationsmethoden können dazu beitragen:

  • „build trust,
  • foster teamwork and better brainstorming
  • improve communication and presentation skills,
  • promote creative problem solving,
  • respond quickly and decisively to unanticipated challenges,
  • think on their feet and recognize opportunities as they arise,
  • increase their comfort level with change and willingness to take risks, and
  • manage change and promote a supportive, improvisational corporate culture.“ (Berk & Trieber, 2009, S. 3).

Ebenso gefördert werden Fähigkeiten der Schrift und Sprache, beispielsweise komplexe Texte und Textaufgaben zu verstehen sowie diese selbst zu gestalten.

Improvisationsmethoden sind demzufolge ebenso auf der Ebene von Fach- und Handlungskompetenzen eine wichtige Ergänzung des Methodenrepertoires, helfen beim Verstehen, Analysieren, selbst Entwickeln, Anwenden usw. Erklärt werden kann dies damit, dass Möglichkeiten entstehen, sich mit Inhalten auf einer mentalen Ebene auseinanderzusetzen oder unkonventionelle Zugänge zu diesen auszutesten und dabei eigene Grenzen neu zu definieren sowie diese zu überschreiten. Gefragt und gefordert ist ebenso der ganze Körper, ein holistisches Verstehen wird unterstützt.

Beim Theaterspielen und beim Einsatz von Improvisationsmethoden geht es nicht nur um das Erreichen bestimmter – im besten Fall im Tun gemeinsam entwickelter – (Bildungs)Ziele, sondern auch um die ästhetische Erfahrung, die gleichzeitig die persönliche Entwicklung fördert.

„Theaterspielen fördert Kompetenzen im personalen, sozialen, kulturellen, künstlerischen, Handlungs- sowie Lern- und Leistungsbereich.“ (Domkowsky, 2011, S. 9). Es geschehen folglich Lernprozesse, die für alle Lebensbereiche Relevanz haben, dies gilt im gleichen Maße für Improvisationsmethoden: Lernende werden dabei unterstützt Schlüsselkompetenzen an sich selbst – und anderen – wahrzunehmen, diese intensiv einzuüben und auszubauen sowie Optionen für den Einsatz in verschiedensten Lebenssituationen zu definieren, ebenso wie diese anzugehen. Der Einsatz von Theatermethoden führt demnach bei Jugendlichen zu einer Steigerung der Lernmotivation und fördert das selbstständige Lernen.

Unterstützt werden zudem die schriftliche und mündliche Ausdrucksfähigkeit, Problemlösungs- und Konfliktfähigkeit, die Kooperationsbereitschaft, der Umgang mit Stress, Toleranz sowie die Bereitschaft politische und gesellschaftliche Prozesse aktiv mitzugestalten. Ebenso zu bemerken ist eine stärkere innere Klarheit, wie das Studium zu einem Ende gebracht werden kann und welche Optionen anschließend angestrebt werden.

Boland und Cameron (2005) verweisen auf Paulo Freire, der sich stark mit dem Thema Literacy, im Sinne der Fähigkeit des Schreibens, beschäftigt hat sowie wie Menschen dabei unterstützt werden können, ihren Anliegen öffentlich Gehör zu verschaffen. Ein Aspekt davon ist – auch in Bezug auf digital literacy – die kritische Auseinandersetzung und Analyse von Medieninhalten bzw. mit / von den dahinterliegenden Produktionsvorgängen. Aus Freires Sicht braucht es dazu die Ausbildung eines Vokabulars, das eben u. a. mit Improvisationsmethoden gebildet, eingeübt und erweitert werden kann. Als Technik empfehlen Boland und Cameron das Zeitungstheater von Augusto Boal. Dabei werden u. a. Berichte aus Printmedien reinszeniert, wobei verschiedene Verfremdungstechniken zum Einsatz kommen, um auf den ersten Blick vielleicht nicht sichtbare Botschaften hinter dem Gedruckten sichtbar zu machen, wie etwa Kommunikationsstrategien von bestimmten JournalistInnen bzw. HerausgeberInnen von Printmedien. Gleichzeitig erfolgt durch die intensive Auseinandersetzung mit Texten, der Aufgabe diese zu verfremden und zu reinszenieren ein Empowerment, unter anderem da neues Sprachmaterial zur Verfügung steht, ausgehend von einer tiefgehenden Form der Reflexion.

Gleichzeitig übernehmen Lernende dadurch selbst Verantwortung, in einem intensiven Ausmaß, bringen Inhalte und Analysen ein, treiben Lernprozesse voran und liefern vielfältige Bausteine für diesen:

„We set assignments that require enacted representations that promote the students use of assumed roles. This tactic empowers students to construct a range of rolebased communication initiatives that can explore multiple responses to a given topic. This approach enables participants to ignore the imperative of the “banking concept of eduction” – namely, that their principle role is to reply to the lecturer’s questions with the “right” answer.” (Boland & Cameron, 2005, S. 8).

Genannt werden muss an dieser Stelle ergänzend das Feld von Civic Engagement, also bürgerschaftliches Engagement, das viele Elemente des im vorangegangen Abschnitt und dem hier bisher Geschriebenen beinhaltet. In der Literatur finden sich einige Hinweise auf den Einsatz von theatralen Methoden ebenso wie von Improvisationstechniken als Beitrag, um Grundlagen und Schlüsselkompetenzen gerade auch bei Studierenden zu fördern.

Literatur

Berk, R. A. & Trieber, R. H. (2009). Whose classroom is it anyway? Improvisation as a Teaching Tool. Journal on Excellence in College Teaching, 20(3), S. 29 – 60.

Boland, G., & Cameron, D. (2005). Newspaper Theatre: Applying performancebased learning to journalism education. Präsentiert bei der Journalism Education Association Conference, Griffith University.

Domkowsky, R. (2011): Theaterspielen – und seine Wirkungen. Berlin. Dissertation an der Universität der Künste

Rajeev P. N. & Kalpathi S. (2015). Readying for change: use of improvisation in change management training. Working Paper. Indian Institute of Management Kozhikode